Der "Einstieg auf höherem Dienstgrad" hat nichts mit der "Grundausbildung für Ungediente" zu tun, sondern ist getrennt von ihr zu betrachten. Dies betrifft mehrere Faktoren, insbesondere die Zuständigkeit.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es auch für Ungediente möglich ist, eine höhere Laufbahn anzustreben.  Wenn man diesen Schritt plant, ist es aus meiner Sicht sinnvoll, sich mit einem Karriereberater der Bundeswehr zusammenzusetzen und die Möglichkeiten bzw. das Vorhaben zu besprechen. Ob und vor allem wann dieser Schritt wirklich gut und sinnvoll ist, muss jeder für sich selbst abwägen. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man sich auch später noch für bestimmte Laufbahnen bewerben kann, nachdem man in die Bw hinein geschnuppert hat. – In der Regel beginnt man im Mannschaftsdienstgrad.

Ausbildung zum Reservefeldwebel

Hierzu habe ich leider bislang noch nicht viele Informationen zusammentragen können, auch wenn es ein sehr interessantes Thema ist. – Ein bisschen was findet man auf der Website der Bundeswehr hier und hier. Wenn ich das richtig verstanden habe, entspricht der Feldwebel in etwa dem zivilen Meister. Ebenfalls vorausgesetzt, dass ich es richtig gelesen habe, ist eine der Voraussetzungen, dass der Beruf in der Bundeswehr auch tatsächlich benötigt wird (das sind zugegebenermaßen recht viele, aber nicht alle Berufsbilder). Bitte informiere dich noch einmal gezielt, wenn dich das Thema interessiert. Ich würde mich freuen, wenn du mir deine Erkenntnisse in den Kommentaren oder per E-Mail mitteilst! Hier findest du geeignete Ansprechpartner um dich zu informieren.

Reserveoffizieranwärter (ROA a.d.W.)

Ich habe mich parallel zu meiner Bewerbung für die Ausbildung Ungedienter für den ROA beworben, auch wenn ich mir hier keine hohen Chancen ausrechne. – Zumindest kann ich so einen kleinen Einblick geben: Beim ROA gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Bereiche: i.d.W. und a.d.W. (innerhalb und außerhalb des Wehrdienstes). Ich beschränke mich in diesem Blog auf den ROA a.d.W., da nur dieser für Ungediente und Reservisten relevant ist, wenn sie ihren zivilen Beruf weiterhin ausüben möchten. Beim Bewerbungsverfahren für den ROA läuft alles etwas anders ab. Hier bewirbt man sich zunächst, z.B. per E-Mail an AC-Bewerbung-ROA@bundeswehr.org, und erhält kurz darauf eine Eingangsbestätigung. (Finde ich schon mal super!) Im nächsten Schritt bekommt man dann einen Benutzernamen zugesandt, mit dem man sich im Bewerberportal der Bundeswehr registrieren kann. Hier ist dann bereits die versandte Bewerbung hinterlegt und man kann das eigene Profil mit Ausbildung, Lebenslauf und anderen Elementen (erneut) ergänzen. 

Außerdem sieht man in dieser Weboberfläche auch den aktuellen Bewerbungsstatus sowie eventuelle Nachrichten, die man erhalten hat. – Alles in allem macht die Plattform für den Bewerber einen großen Unterschied, da man direkt ein visuelles Feedback über den Status bekommt. Man sieht seine eingegangene Bewerbung und weiß, dass sie nicht auf irgendeinem Schreibtisch verloren gehen wird. Auch hilft selbstverständlich das System dabei, den Entscheidern Arbeit abzunehmen, indem es automatische E-Mails und Briefe verschickt etc. (Auch die Standard-GA-Bewerbung wird im Portal angezeigt, allerdings erst, wenn sie beim KarrC eingetroffen ist.) Für den ROA liegt die Messlatte höher. Es steht, wenn man die Vorauswahl überstanden hat, zunächst ein Assessment für Führungskräfte der Bundeswehr (ACFüKrBw) in Köln an. Dazu müssen sich die Bewerber einem Eignungsfeststellungsverfahren unterziehen, das Fragen, Tests, eine Ausarbeitung, ein Gespräch, Gruppensituationen und den Basis-Fitness-Test (BFT) beinhaltet. „Im Heer durchlaufen Ungediente zunächst zwei jeweils zehntägige allgemeine streitkräftegemeinsame soldatische Ausbildungen (Modul 1 und 2) an den Truppenschulen. Ungediente und Gediente steigen dann in drei jeweils zehntägige Reserveoffizierslehrgänge ein, die an den Ausbildungszentren der Truppengattungen stattfinden. Dazu kommen noch jeweils mindestens 14 Tage Truppenpraktikum.“ (Quelle: Wikipedia)

Auch für die Bewerbung als ROA a.d.W. gilt: Es muss der Beleg über den KDV-Widerruf beigefügt werden. Außerdem wird explizit nach sämtlichen Schulnoten gefragt (ab Klasse 10).

Anschauungsbeispiel

Nachfolgend gehe ich auf meine persönliche Situation ein, damit du eine grobe Orientierung hast:

Nachdem alle Bewerbungsunterlagen eingegangen sind, erhält man einen Brief, dass die Unterlagen nun geprüft werden und man innerhalb von 5 Wochen eine Antwort erhält. Bei mir kam das Schreiben am 26.08.2022, somit müsste ich die Antwort bis zum 01.10.2022 erhalten. (Wie ich später erfahren sollte, ging es jedoch viel schneller!) Je nach Ausgang der Vorüberprüfung wird man dann zu einem zweitägigen Assessment (ins ACFüKrBw in Köln) eingeladen – oder eben nicht.

(Hörensagen:) Mehrere Faktoren wirken sich positiv aus: Schulnoten bzw. Zeugnisse, abgeschlossenes Studium und natürlich eine Vordienstzeit bei der Bw. Für Ungediente sind die Chancen somit zunächst eher gering, doch man kann sich beispielsweise auch erst nach der GA bewerben (für diese erhält man dann Pluspunkte) oder mit einem höheren Dienstgrad (dafür erhält man dann noch mehr Pluspunkte). – Soweit die Gerüchteküche.

Das ging zügig! Bereits heute, am 30.08.2022, also gerade mal 4 Tage nach der Eingangsbestätigung des BAPersBw ACFüKrBw hatte ich heute das nächste Schreiben im Briefkasten. Im ersten Moment laß es sich wie eine Absage: Mit Bedauern muss Ihnen mitgeteilt werden, dass dem Wunsch nicht stattgegeben werden kann. – Aber die vermeintliche Absage ist in Wahrheit wohl eher eine Zusage. Jedenfalls gibt es keinen Grund für den Absender irgendetwas zu bedauern, schließlich wurden mir drei Verwendungen zur Wahl gestellt. (Die vierte Option wäre der SaZ, der für mich ohnehin nicht in Frage gekommen wäre. – Bild des Schreibens siehe unten.) Nun werde ich mir innerhalb der nächsten 2 Wochen überlegen müssen, für welche Verwendung ich mich entscheiden soll und mich auf das Assessment vorbereiten.

Ich habe mich heute (am 01.09.2022) entschieden, welche Verwendung für mich infrage kommt. Es war nicht ganz einfach als Außenstehender, welcher Bereich hier wirklich das Richtige für mich wäre. Doch ich habe mich beraten und mir bei mehreren Quellen und Stellen unterschiedliche Informationen eingeholt und schließlich, zeitnah und mit gutem Gefühl entscheiden können: es soll der Bereich „Luftwaffe und Streitkräftebasis“ werden – wenn überhaupt. Die E-Mail ist raus. Nun heißt es wieder abwarten.

Heute, am 09.09.2022, also etwa eine Woche später, kam ein großer Umschlag an. Im Anschreiben stand, dass ich mich am 09.10.2022 an der Mudra-Kaserne (seit Ende 2022 „Gereon-Kaserne“) in Köln einfinden soll. Außerdem waren mehrere Bahn-Gutscheine, ein Merkblatt (inklusive Hygienekonzept), eine Checkliste (erforderliche Dokumente),  und weitere Informationen, wie beispielsweise ein Lageplan, beigefügt. Im Umschlag war zudem ein kleines, geheimnisvolles Kuvert mit dem Schriftzug „Sicherheitsüberprüfung“.

Erfolgschancen

Es gibt zahlreiche Bewerber für den ROA a.d.W. und nur wenige Stellen. Es ist also erforderlich, dass du im oberen Drittel landest. Meinen Informationen nach gibt es rund 100 freie Plätze pro Jahr. Die Erfolgschancen steigen natürlich, wenn man Vordienstzeiten aufweisen kann (wie beispielsweise nach der Grundausbildung für Ungediente). Wenn du die Offizierseignung erhältst bedeutet dies nicht automatisch, dass du auch einen Platz erhältst. Hast du die Eignung so ist diese für zwei Jahre gültig.

Titelbild
© Shutterstock

Daniel absolvierte die Ausbildung für Ungediente 2023 in Rheinland-Pfalz und ist seitdem in einer Heimatschutzkompanie beordert. Er arbeitet als Reservistendienstleistender in einer Projektgruppe des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr und engagiert sich als einer von zwei Beauftragten der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr für die Ausbildung Ungediente. Daniel ist verheiratet und Vater von drei Töchtern.

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