Die Einsatzersthelfer, auch als Nichtsanitätspersonal bezeichnet, sollen das Sanitätspersonal unterstützen und nicht ersetzen. Dieses Konzept berücksichtigt, dass nicht mehr alle Einheiten durch bewegliche Arzttrupps oder Rettungstrupps begleitet werden können, insbesondere bei Operationen der Spezialkräfte.

Gastbeitrag von Daniela K.
Dani macht 2024 die Ausbildung in Baden-Württemberg.

Die Ausbildung der Einsatzersthelfer konzentriert sich auf die taktische Verwundetenversorgung, bekannt als TCCC (Tactical Combat Casualty Care), und orientiert sich an den Algorithmen des PHTLS (Prehospital Trauma Life Support), wobei die taktische Situation besonders berücksichtigt wird. Das Hauptziel besteht darin, vermeidbare Todesursachen im Einsatz, wie z. B. Blutungen an Extremitätenwunden, Spannungspneumothorax und Atemwegsverlegungen, zu erkennen und so schnell wie möglich angemessen zu behandeln.
In den letzten Jahren wurden aufgrund der operativen Gegebenheiten im Einsatz verstärkt Soldaten der kämpfenden Truppe (Kombattanten) als Nichtsanitätspersonal in erweiterter Selbst- und Kameradenhilfe ausgebildet. Dies ermöglicht ihnen, am Ort der Verwundung (»Point of Injury« – POI) innerhalb der ersten Minuten eine erste medizinische Versorgung durchzuführen. Unter den Bedingungen eines aktiven Gefechts ist es oft nicht möglich, dass Sanitätspersonal in dieser entscheidenden Phase sofort zur Stelle ist, weshalb diese erweiterte Ausbildung für Kombattanten eine essenzielle Rolle spielt.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über Nichtsanitätspersonal und deren Befähigungen:

Einsatzhelfer A (EHA)

  • Können Maßnahmen der Ersten Hilfe durchführen
  • Im Fokus steht rasche Blutstillung (Tourniquet, Hämostyptika)
  • Gabe von Schmerzmitteln mittels Autoinjektoren
  • Herstellung der Transportfähigkeit von Verwundeten
  • Mittlerweile wird jeder Soldat zum EHA qualifiziert

Einsatzhelfer B (EHB)

Erweiterte sanitätsdienstliche Ausbildung für lebensrettende Sofortmaßnahmen zusätzlich zu den Befugnissen des EHA:

  • Behandlung eines Spannungspneumothorax durch Nadeldekompression
  • Anlegen von chest seals bei penetrierendem Thoraxtrauma
  • Kontrolle des Atemwegs mittels »Chin-lift/Jawthrust-Manöver« und Nasopharyngealtubus
  • Anlegen eines i.v. Zuganges (ggf. i.o.)
  • Gabe von Vollelektrolytlösungen

Combat First Responder (CFR)

Je nach Ausbildungsstufe (CFR-A,-B) befähigt erweiterte Maßnahmen im Rahmen der Notkompetenz durchzuführen:

  • v. Analgosedierung
  • Etablieren eines definitiven Atemweges ohne Muskelrelaxanzien
  • Gabe weiterer festgelegter Notfallmedikamente
  • anderen invasiver Maßnahmen

Die CFR-C der Spezialkräfte erhalten zudem eine Ausbildung zum Rettungssanitäter.

Ausbildung von kämpfenden Rettern

Die Ausbildung von Kombattanten zu Sanitätsspezialisten hat die Rettungskette revolutioniert und dazu beigetragen, dass verwundete Kameraden schneller und besser versorgt werden. Zum Sanitätspersonal zählen:

  • Einsatzsanitäter (Notfallsanitäter mit Zusatzausbildung)
  • Einsatzrettungsassistent (Rettungsassistent mit Zusatzausbildung)
  • BAT-Arzt (beweglicher Arzttrupp; Fachkunde Rettungsmedizin, Zusatzausbildung)
  • BAT-Arzt (luftbeweglicher Arzttrupp; Fachkunde Rettungsmedizin, Zusatzausbildung, SpezlOP)

Der Rettungstrupp

Der Rettungstrupp (RettTrp) besteht personell aus 4 zwei Rettungsassistenten und ein bis zwei Militärkraftfahrern, die häufig eine Ausbildung zum Einsatzsanitäter erhalten haben.

Ein geschützter Verwundetentransport nach der Erstversorgung ist möglich, durch den Einsatz spezieller Fahrzeuge wie:

  • Wolf MSA
  • Duro III/YAK
  • EAGLE 4
  • TPZ Fuchs 1 A 7/1 A 8 (bewährt in Hochrisikoeinsätzen)
  • Wiesel 2 Sa
  • Hägglund BV 206 S

Der Rettungstrupp (RettTrp) ist in die Kampftruppe integriert und kümmert sich als erstes Element des Sanitätsdienstes häufig um verletzte oder verwundete Soldaten.

Der Bewegliche Arzttrupp

Der Bewegliche Arzttrupp (BAT) besteht personell aus:

  • einem Arzt mit der Fachkunde Rettungsmedizin bzw. der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin
  • ein bis zwei (LBAT) Rettungsassistenten und
  • ein bis zwei Kraftfahrern mit der Ausbildung zum Einsatzsanitäter

Die eingesetzten Fahrzeuge sind identisch mit denen des Rettungstrupps. Der BAT kann ebenso wie der Rettungstrupp in die Kampftruppe integriert werden. Die Anforderungen an die militärische Ausbildung sowie die körperliche und psychische Belastbarkeit der Besatzung sind dieselben wie die des Rettungstrupps.

Der Arzt

Der Arzt, der als Sanitätsstabsoffizier fungiert, agiert zusätzlich als Berater der Truppe in sanitätsdienstlichen Angelegenheiten und ist Fachvorgesetzter aller Soldaten vor Ort. Als „Medical Incident Officer“ (MIO) übernimmt er bei einem MASCAL (Massenanfall von Verwundeten) die fachliche Führung aller an der Verwundetenversorgung beteiligten Soldaten und ist verantwortlich für die Triage sowie die Planung des Verwundetentransports in enger Absprache mit dem taktischen Führer vor Ort.

Danielas Sanitätsserie
Dieser Artikel ist Teil einer Beitragsserie #medic. Vielleicht interessieren dich auch die Artikel über den Transport von Verwundeten oder die Versorgungsebenen von Verwundeten.

Titelbild
© selbst / Midjourney

Daniel absolvierte die Ausbildung für Ungediente 2023 in Rheinland-Pfalz und ist seitdem in einer Heimatschutzkompanie beordert. Er arbeitet als Reservistendienstleistender in einer Projektgruppe des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr und engagiert sich als einer von zwei Beauftragten der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr für die Ausbildung Ungediente. Daniel ist verheiratet und Vater von drei Töchtern.

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