Die meisten Ungedienten entscheiden sich für die “Ausbildung für Ungediente”, wenn sie – wie man so sagt – mitten im Leben stehen. Also Menschen die sich mit ihrer Rolle in der Gesellschaft auseinandergesetzt haben, eine Familie gegründet und im Beruf angekommen sind. Wer zu schätzen weiß was er hat, der weiß schließlich auch am besten wofür er bereit ist zu kämpfen. So zumindest meine These.

Allerdings haben sich nicht alle Mitglieder unserer Gesellschaft gleichermaßen mit dem Thema “Kriegstüchtigkeit” befasst und so bedarf es hier und da noch etwas Aufklärungsarbeit. Einerseits natürlich zu Hause am Familientisch – aber auch am Arbeitsplatz. Ich möchte heute ein paar Argumente für Arbeitgeber liefern.
Die Wichtigsten habe ich dir in dieser ausklappbaren Liste zusammengestellt

Deutschlandweit. In 16 Bundesländern, 31 Bezirken und 403 Kreisen und kreisfreien Städten. Auch in der Nähe Ihres Unternehmens.

Der Heimatschutz unterstützt den Schutz verteidigungswichtiger Infrastruktur. Dies ist für Gesellschaft und Wirtschaft wichtig.

Mit 14 Tagen im Jahr können Reservistinnen und Reservisten ihre Grundfertigkeiten erhalten. Eine Investition, die sich lohnt.

Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken ihre Teamfähigkeit, Entscheidungs- und Führungsstärke in allen Lagen.

Geben Sie Ihrer Belegschaft die Möglichkeit, Verantwortung für die Gesellschaft und damit auch für Ihr Unternehmen zu übernehmen.

Im Zeitraum der Übung übernimmt die Bundeswehr Gehalt sowie sämtliche Lohnnebenkosten.

Grundverständnis

Ein gewisses Grundverständnis für die Reserve kann und darf man nicht voraussetzen, auch, wenn der Begriff insbesondere im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine häufiger in der Presse auftaucht. Für viele Menschen ist “die Reserve” nach wie vor ein schwer greifbarer Begriff. Folgender Text soll auf den Punkt bringen was wir als Reservisten so tun – kurz und bündig für den Arbeitgeber:

Der Heimatschutz der Bundeswehr hat große Bedeutung für die Landes- und Bündnisverteidigung, aber auch bei der Bewältigung von Katastrophen und Notlagen. In Zeiten erhöhter Bedrohung kann die Reserve mobilisiert werden, um einen schnellen Aufwuchs der Bundeswehr zu gewährleisten. Die Integration der Reserve in die Gesellschaft fördert das Verständnis und die Akzeptanz für die Rolle der Streitkräfte. Reservistinnen und Reservisten bringen ihre zivile Erfahrung und Perspektive in die Bundeswehr ein und kommen mit neuen Erkenntnissen und Kompetenzen zurück in Ihr Unternehmen.

Soweit so gut. Die Reserve ist wichtig. So wichtig, wie eine Reserve im Tank, wenn die nächste Zapfsäule in weiter Ferne liegt. Werden wir nun etwas konkreter und erklären den “Heimatschutz”:

Die Territoriale Reserve besteht aus den Heimatschutzregimentern und -kompanien in der Fläche Deutschlands, also auch in unserer Nähe. [An dieser Stelle die nächste Heimatschutzkompanie einfügen.] Sie tragen im Spannungs- und Verteidigungsfall zum Schutz von wichtiger Infrastruktur, beispielsweise Häfen, Bahnanlagen, Brücken [an dieser Stelle Objekte in der Region einfügen] bei. Weiterhin beraten bei Großschadenslagen oder Katastrophen 31 Bezirks- und 403 Kreisverbindungskommandos in allen Landkreisen und kreisfreien Städten zivile Behörden und Organisationen bezüglich möglicher Amtshilfe von Seiten der Bundeswehr.

Soldaten die Sandsäcke schleppen – ein Bild das jeder schon einmal in den Nachrichten gesehen hat. Doch bedeutet Heimatschutz auch militärischer Schutz der Heimat – und folglich auch des Unternehmens, seiner Zulieferer und der wichtigen Infrastruktur. Dinge, welche für jedes Unternehmen notwendig sind um zu überleben!

Der Heimatschutz in Deutschland

Mein Tipp
Der passende Zeitpunkt ist ebenso wichtig, wie die Argumente selbst. Du weißt am besten, wann der richtige Augenblick gekommen ist. Es ist wichtig, dass du dieses Gespräch offen führst und dich darauf vorbereitest.

Weitere Vorteile

Neben den vielleicht etwas (noch) abstrakten Überlebens-Argumenten gibt es noch Pluspunkte, welche sich insbesondere auf die Verbesserung der Softskills beziehen. Dazu gehört beispielsweise, dass Reservisten in der Entwicklung von Leitungskompetenzen, wie Führungsstärke, Entschlossenheit und Teamfähigkeit gestärkt werden. Auch Selbstbewusstsein bzw. -wahrnehmung und Kommunikationsfähigkeit lassen sich bei der Bundeswehr weiterentwickeln.

Zusätzlich haben Reservisten selbstverständlich auch eine erhöhte Leistungsfähigkeit und Flexibilität – insbesondere unter Zeitdruck. Auch Disziplin bzw. Selbstdisziplin gehört zu den militärischen Tugenden. Softskills die jeder Arbeitgeber schätzen sollte. Als Kirsche kommen weitere brauchbare Zusatzqualifikationen oben drauf, dazu gehören z. B. Erste Hilfe Kurse und ähnliches. Das Einzige das der Arbeitgeber dafür tun muss: er muss den Reservisten rund 14 Tage im Jahr (mehr geht natürlich immer) freistellen – und selbst dies ist für ihn quasi kostenneutral, denn die Bundeswehr übernimmt im Zeitraum der Übung das Gehalt, sowie sämtliche Lohnnebenkosten. Eine Win-Win-Win-Situation!

Nun sind natürlich – in der Regel – Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen auch nicht dumm: denn sie haben den Arbeitnehmer ja nicht eingestellt, damit er sich selbst finanziell trägt, sondern um Gewinn zu erwirtschaften. Dieser bleibt in diesem Zeitraum zwar aus, aber es gehört zur gesellschaftlichen und moralischen Verantwortung die Gewinnmaximierung für ein paar Tage im Jahr auszuklammern und an das große Ganze zu denken. Denn ohne das große Ganze wäre auch die Wirtschaft futsch! Formulieren wir das in Worten für die Chefetage:

Unternehmerische Leistung bedarf eines demokratischen Rechtsstaates. Dieser ist nicht selbstverständlich. Er ist es wert, verteidigt zu werden. Die regionale Verbundenheit ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Ihr Unternehmen. Ein starkes Engagement in der Region bildet die Grundlage für eine erfolgreiche und langfristige unternehmerische Zukunft.
Ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitenden 14 Tage im Jahr ein Engagement in der Territorialen Reserve der Bundeswehr, damit sie sich militärisch in Übung halten können. Zeigen Sie soziale Verantwortung für Ihre Heimatregion und stärken Sie die Streitkräfte unseres Landes. Sie investieren so in die Sicherheit Deutschlands und in die Sicherheit deutscher Unternehmen. Als Unternehmerin und Unternehmer leisten Sie dadurch einen bedeutenden Beitrag für unsere Gesellschaft.

Mein Tipp
Wenn der Arbeitgeber nun noch nicht überzeugt ist, dann kann er sich beim Presse- und Informationszentrum des Territorialen Führungskommandos melden oder die Hotline des Bürgerdialogs der Bundeswehr in Anspruch nehmen unter: +49 30 1824-24242

Abschließende Worte

Natürlich kann ich dir keine Erfolgsgarantie geben, aber wenn du diese Argumente vorbringst, dann sollte dein Chef oder deine Chefin aufgeschlossen reagieren – es ist schließlich ein sehr selbstloses und nobles Unterfangen von dir, das Respekt verdient! Solltest du dennoch eine Absage erhalten oder unter Druck gesetzt werden, dann lass dich nicht dazu verleiten und für deinen Reservistendienst Urlaub nehmen, denn du wirst dich in dieser Zeit nicht erholen können – schau dich also eher nach einem neuen Arbeitgeber um…

Gehen wir davon aus, dass sich dein Arbeitgeber seiner gesellschaftlichen Rolle ebenso bewusst ist wie du! So kann er sich unter Umständen öffentlichkeitswirksam vom Bundesministerium der Verteidigung und dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. als Unternehmen, das sich vorbildlich für die Reserve engagiert, als “Partner der Reserve” auszeichnen lassen.

Beachte außerdem, dass es für Beamte, insbesondere für diejenigen die im V-Fall unabkömmlich sind, und Selbstständige (im Bezug auf den Lohnausfall) nochmal gesonderte Regelungen gibt, auf welche ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte. Solltest du Fragen haben, dann schreib gerne einen Kommentar.

Titelbild
© Midjourney / eigene

Daniel absolvierte die Ausbildung für Ungediente 2023 in Rheinland-Pfalz und ist seitdem in einer Heimatschutzkompanie beordert. Er arbeitet als Reservistendienstleistender in einer Projektgruppe des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr und engagiert sich als einer von zwei Beauftragten der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr für die Ausbildung Ungediente. Daniel ist verheiratet und Vater von drei Töchtern.

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