Im Februar 2022, mit dem Beginn des Ukraine-Konflikts, fasste Philipp J., 38, den Entschluss, sich auf den militärischen Dienst vorzubereiten, obwohl er sich zwanzig Jahre zuvor gegen die Bundeswehr entschieden hatte. Heute ist er Teil eines Programms, das es zivilen Freiwilligen ermöglicht, neben dem Beruf eine militärische Grundausbildung zu absolvieren, um später als Reservist aktiv zu sein. Diese Ausbildung, als „Ausbildung Ungedienter“ bekannt, bietet Menschen, die keinen Wehrdienst geleistet haben, die Chance, Reserveaufgaben zu übernehmen – vor allem im Heimatschutz.
An einem Samstag im Oktober trainiert Philipp in einem Wald nahe Berlin, umgeben von Kameraden, die wie er die Rolle eines Wachsoldaten üben. Diese Ausbildung ist mehr als ein gewöhnliches Wochenend-Training: Sie verlangt körperliche Anstrengung und mentale Ausdauer. Sie umschließt Grundlagen wie Schießen, Tarnen und Sanitätsdienste. Trotz der Herausforderungen findet Philipp Befriedigung darin, seine persönlichen Grenzen zu erweitern und die Kameradschaft zu erleben.
Die Teilnehmer sind eine vielfältige Gruppe aus Handwerkern, Akademikern und Büroangestellten, die alle ihre Wochenenden opfern, um sich auf potenzielle Einsätze vorzubereiten. Sie bewältigen eine straffe Ausbildung in nur 160 Stunden – ein Programm, das innerhalb von zwei Jahrgängen das Ziel hat, 50 neue Reservisten für den Raum Berlin auszubilden. (Eine Zielgröße bei welcher ich mir auf die Lippe beißen muss – muss man doch froh, dass derzeit überhaupt Pläne vorliegen die Ausbildung für Ungediente fortzusetzen.)
Doch nicht alle Arbeitgeber unterstützen diesen Einsatz für die „Wehrfähigkeit“ Deutschlands. Einige Arbeitgeber äußern Bedenken über den Mehraufwand ihrer Angestellten. Philipp und sein Kamerad Markus M. erzählen, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Ausbildung oft ein Kraftakt sei, besonders ohne klare Freistellungsregelungen seitens des Arbeitgebers.
Die waren in jeder Zeit immer motiviert.
Stabsfeldwebel Uwe Z., HSchKpHeimatschutzkompanie Berlin
Trotz dieser Hürden bleiben die Rekruten motiviert. Für Philipp ist die Ausbildung eine Chance, für seine Werte und seine Heimat einzustehen. Ausbilder wie Uwe Z., selbst Reservist, würdigen das Engagement und die Hingabe der Gruppe, die am Montagmorgen wieder in den zivilen Alltag zurückkehrt. Off the records: Selbstverständlich äußern auch die angehenden Reservisten ihre Wertschätzung gegenüber ihren Ausbildern, denn auch ihre Einsatzbereitschaft ist keine Selbstverständlichkeit!
Begleitend zum oben gezeigten YouTube-Video gibt es diesen Artikel des Berliner Tagesspiegels (hinter einer Paywall).