In einem Interview für „Nachgefragt“ hat Oberst Manfred Schreiber, Regimentskommandeur des Heimatschutzregiments 3 in Nienburg, über die Bedeutung und die Aufgaben des Heimatschutzes in Deutschland gesprochen. Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage, insbesondere in der Ukraine und Israel, wird die Rolle der Reservekräfte immer wichtiger. Doch was genau macht den Heimatschutz aus und welche Fähigkeiten werden besonders benötigt?
- Bedeutung des Heimatschutzes:
- Wichtigkeit der Reserve für Landesverteidigung (Beispiele: Ukraine, Israel, Frankreich).
- Wiederaufbau der Reservestrukturen in Deutschland seit der Annexion der Krim durch Russland.
- Heimatschutzregimenter sollen verteidigungswichtige Infrastruktur schützen und im Katastrophenfall helfen.
- Drehscheibe Deutschland/Europa:
- Deutschland als Transitland für alliierte Truppen aufgrund seiner zentralen Lage und guten Infrastruktur.
- Heimatschutzkräfte sollen diese Truppentransporte absichern.
- Aufbau der Heimatschutzregimenter:
- Regimenter bestehen aus aktiven Soldaten und Reservisten.
- Drei Gruppen: aktive Soldaten, Heimatschützer seit 2013, und Ungediente seit 2020.
- Online- und Fernausbildung zur Vorbereitung der Rekruten.
- Reserve und Ausbildung:
- Reservisten müssen körperlich fit sein und eine Sicherheitsüberprüfung bestehen.
- Ausbildung erfolgt in Modulen, um Beruf und Familie zu berücksichtigen.
- Gelöbnis als Abschluss der Ausbildung.
- Kapazitäten und Planungen:
- Geplante Zahl: 6.000 Heimatschützer, langfristig 120.000 Reservisten bis 2032.
- Reservisten sollen 14 Tage pro Jahr dienen, einige dienen bis zu 300 Tage.
- „Dein Jahr für Deutschland“:
- Initiative für einjährige Dienstleistung in der Bundeswehr.
- Zwölf Monate Dienst, aufgeteilt in sieben Monate aktive Dienstzeit und fünf Monate Reserve.
- Benötigte Fähigkeiten:
- Bedarf an spezifischen Qualifikationen wie Kraftfahrer und Pioniere.
- Adaptation der zivilen Fähigkeiten in die militärische Verwendung.
- Einsatz im Heimatschutz:
- Regionalitätsprinzip: Heimatschützer werden möglichst in ihrer Heimat eingesetzt.
- Höhere Motivation durch Einsatz in vertrauter Umgebung.
- Reaktion der Bevölkerung:
- Positive Resonanz und Unterstützung für die Bundeswehr.
- Wichtigkeit bewusster Entscheidung für den Dienst unabhängig von Krisen.
- Übung National Guardian:
- Übung zur Absicherung von Infrastrukturen und Truppenteilen.
- Zusammenarbeit mit zivilen Organisationen wie Polizei, THW und Rotem Kreuz.
- Krisenfall und Alarmierung:
- Parlament entscheidet über Verteidigungsfall.
- Gesetze regeln die Alarmierung und Einberufung.
- Zukunftswünsche für den Heimatschutz:
- Betonung auf Engagement für die Demokratie und das Land.
- Wichtigkeit von Menschen, die sich aktiv für ihre Heimat einsetzen.
- Kontakt und Engagement:
- Interessenten können sich bei bundeswehrkarriere.de melden.
- Sicherheitsüberprüfung und Musterung notwendig für die Aufnahme in Heimatschutzregimenter.
Die Wiedergeburt des Heimatschutzes
Nach der Wende wurden viele Reservestrukturen in Deutschland aufgelöst. Erst die Annexion der Krim durch Russland führte zu einem Umdenken und der Entscheidung, diese Strukturen wieder aufzubauen. Heute besteht der Heimatschutz aus sechs Regimentern mit rund 6.000 Männern und Frauen, die dafür ausgebildet sind, verteidigungswichtige Infrastruktur zu schützen und im Katastrophenfall Hilfe zu leisten.
Drehscheibe Deutschland: Zentral für die Bündnisverteidigung
Deutschland spielt eine zentrale Rolle als Transitland für alliierte Truppen. Dank seiner Lage und Infrastruktur (See- und Flughäfen, Autobahnen und Bahnnetz) wird es zur „Drehscheibe Europa“. Heimatschützer sichern diese Transporte ab und gewährleisten die reibungslose Bewegung von Truppen durch unser Land.
Der Aufbau der Heimatschutzregimenter
Ein Heimatschutzregiment besteht aus verschiedenen Gruppen: aktive Soldaten, Heimatschützer aus den regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien und Ungediente. Die Ungedienten, die seit 2020 in die Bundeswehr aufgenommen werden, durchlaufen eine strenge Eignungsprüfung und eine Sicherheitsüberprüfung durch den Militärischen Abschirmdienst.
Flexibilität in der Ausbildung
Um den Bedürfnissen von Beruf und Familie gerecht zu werden, erfolgt die Ausbildung der Ungedienten modular. Statt durchgehender Trainings von mehreren Wochen, sind die Module flexibel gestaltet, um eine bessere Vereinbarkeit zu ermöglichen. Diese Methode sorgt dafür, dass die Rekruten die Bundeswehr kennenlernen und auf ihren Dienst vorbereitet werden, ohne ihre zivilen Verpflichtungen zu vernachlässigen.
Dein Jahr für Deutschland
Das Programm „Dein Jahr für Deutschland“ bietet jungen Menschen die Möglichkeit, zwölf Monate in der Bundeswehr zu dienen. Nach einer siebenmonatigen aktiven Dienstzeit, verpflichten sie sich, für weitere fünf Monate in der Reserve zu dienen. Dieses Modell fördert die Bereitschaft und Bindung der Teilnehmenden an die Bundeswehr.
Einsatzbereitschaft und regionale Verwurzelung
Heimatschützer werden bevorzugt in ihrer Heimatregion eingesetzt. Dieses Regionalitätsprinzip stärkt die Motivation, da die Soldaten ihre vertraute Umgebung schützen. Zudem sorgt es für eine bessere lokale Vernetzung und Zusammenarbeit mit zivilen Organisationen wie Polizei, THW und Rotem Kreuz. (Anm. d. Red.: Heimatnah im Heimatschutz?)
Perspektiven und Herausforderungen
Obwohl die Zahl von 6.000 Heimatschützern ein Anfang ist, plant die Bundeswehr bis 2032 auf 120.000 Reservisten zu wachsen. Die Integration der Ungedienten und die Flexibilität in der Ausbildung sind Schlüsselkomponenten, um dieses Ziel zu erreichen. Oberst Schreiber betont, dass eine wehrhafte Demokratie auf Menschen angewiesen ist, die bereit sind, sich für ihr Land einzusetzen. (Anm. d. Red.: Geschrieben mit Herzblut…)
Fazit
Das Interview mit Oberst Schreiber gibt einen guten Einblick in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen des Heimatschutzes in Deutschland. Die Kombination aus flexibler Ausbildung, regionaler Verwurzelung und dem Engagement der Reservisten zeigt, wie wichtig der Heimatschutz für die Verteidigung und den Katastrophenschutz unseres Landes ist.
Es sei die Anmerkung gestattet, dass der Verweis auf die Website „Bundeswehr Karriere“ zumindest für Ungediente eine bittere Sackgasse ist. (Wer sich hingegen für FWD („Dein Jahr für Deutschland“) interessiert wird fündig.) Ich möchte daher interessierten Ungedienten die weitere Infos wünschen oder sich bewerben möchten die Projektgruppe antreten.jetzt erneut ans Herz legen… Für Interessenten aus dem Norden Deutschlands bietet der Internetauftritt „Kameraden in Norddeutschland“ eine Anlaufstelle – hier steht Herr Oberst Schreiber sogar im Impressum. Er weiß also nur zu gut, welche Wege wirklich funktionieren… 😉
Ich finde es beachtlich, dass das Interview innerhalb weniger Stunden auf 10.000 Views gekommen ist. Dies zeigt, dass das Thema interessierte Bürgerinnen und Bürger bewegt und macht Hoffnung, dass das Umdenken so langsam in der Gesellschaft – und auch in der Politik – ankommt.
Endlich ein aktueller Überblick zum Heimatschutz, toll!
Das mit den „weiteren Qualifikationen“ wird entscheident sein für die Motivation jener, die schon länger dabei sind. Holt die Bundeswehr ihre Reservisten so gut ab wie die Aktiven und schafft je nach Engagenent die individuell besten Verwendungsmöglichkeiten… oder stampft man nur eine Masse an einfachen Wach- und Sicherungssoldaten aus dem Boden und beläst sie dort als billige Füllkräfte? Wird die Zukunft zeigen.