Leonie und Valentin, den (Noch-)Vorsitzenden der RAG 4.0, ist es gelungen, einen echten Hochkaräter zu gewinnen: Am 16.01.2024 stellte sich Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, den Fragen der rund 100 Teilnehmer. Das Format der RAG 4.0 ist nicht neu. Bereits in den vergangenen Jahren gab es immer wieder virtuelle Expertenvorträge. Während bei DARes, einem weiteren Angebot des VdRBw, eher das Thema Ausbildung im Vordergrund steht, zeichnet sich die RAG 4.0 durch spannende Fachvorträge und Talk-Runden aus.

Mein Tipp
Die Reservistenarbeitsgemeinschaft 4.0 veranstaltet regelmäßig virtuelle Vorträge mit Experten.
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Der Vortrag und die anschließende Fragerunde mit GenLt. Laubenthal fand in einem angenehmen Rahmen statt und es bestand die Möglichkeit Fragen zu stellen. Für diejenigen, die diese digitale Veranstaltung „Aktuelle und künftige Chancen & Herausforderungen in der Reserve“ verpasst haben, fasse ich im Folgenden das (für mich) Wichtigste zusammen:

Vortrag des Generals

GenLt. Laubenthal gibt einen Überblick über die aktuelle sicherheitspolitische, weltweite Lage und den Schwerpunkt, den Kernauftrag, Landes- und Bündnisverteidigung. Hierauf werden wir unsere Fähigkeiten ausrichten – bis weit in die nächste Dekade. GenLt. Laubenthal stellt klar:

Ohne Reservisten ist die Bundeswehr nicht einsatzbereit.
Wir brauchen Ihr Engagement in der Reserve.

Die russische Invasion in der Ukraine ist eine Mischung aus Verdun (Mann gegen Mann) und technischer Neuheiten (Drohnen, Präzisionswaffen). Am Frontverlauf tut sich aktuell recht wenig – auf beiden Seiten. Wir erwarten, dass sich, frühstens mit Beginn der Tauperiode, Möglichkeiten für die Ukraine mit schweren Kräften manövrieren zu können, ergeben. […] Es gibt auch einiges für uns zu lernen, darunter:

  • Bedeutung der Abwehr von Drohnen
  • Notwendigkeit hoher Interoperabilität
  • Munitions-, Material- und Ersatzteilbevorratung
  • Bedeutung (weitreichender) Aufklärung und eines netzwerkbasierten Lagebildaustauschs
  • Essentielle Bedeutung einer ausgebildeten und voll ausgestatteten Reserve
  • Vorhalten der Fähigkeit, Personalersatz schnell und zielgerichtet auszustatten und auszubilden

Es ist wichtig, dass wir uns eng mit unseren Partnern abstimmen und ausreichende Kräfte in erforderlicher Verfügbarkeit vorhalten können. (Strategische Pläne wurden und werden gemeinsam mit der Nato ausgearbeitet.) Wir müssen die „Readiness“ (Kaltstartfähigkeit, Einsatzbereitschaft, Robustheit) in allen Bereichen innerhalb von 96 Stunden erreichen.

Von der Kontingentarmee zu Präsenzstreitkräften – Grundaufstellung ist nun die Fähigkeit Landes- und Bündnisverteidigung.

  • Strukturelle Einsatzbereitschaft
  • Materielle Einsatzbereitschaft
  • Digitale Einsatzbereitschaft
  • Personelle Einsatzbereitschaft
  • Ausbildung und Übung

GenLt. Laubenthal betont, was die Grundlagen für eine leistungsfähige Bundeswehr der Zukunft sind. In welchen Handlungsfeldern wird den Herausforderungen in der Zeitenwende der Bundeswehr begegnet.

All in & mit Vollgas! Die Bundeswehr liefert.

GenLt. Laubenthal geht auf laufende Vorhaben und Projekte des Sondervermögens ein. Darunter beispielsweise PUMA 2. Los, IRIS-T SLM, F35 A usw. – Es wir darauf in den nächsten Jahren ankommen – auch nach einer Bundestagswahl.

Ich setze politisch darauf, dass wir diese Notwendigkeiten erkennen – auch über Legislaturperioden hinweg.

Anschließend geht GenLt. Laubenthal auf aktuelle Umfragen ein, welche das Vertrauen in die Bundeswehr widerspiegeln. Aktuell liegt die Einstellung gegenüber der Bundeswehr bei rund 85% – einem Peak.

Laubenthal spricht über die Ausbildung Ungedienter: 2024 rechnet man mit rund 700 neuen Kameraden und sieht hier großes Potential.

Ziel laut GenLt. Laubenthal ist es mindestens 30% des Personals und Materials binnen 48 Stunden und betont, wie wichtig es ist, dass Reservisten mindestens 14 Tage im Jahr in Übung gehalten werden. (Auch: Kommunikation mit Arbeitgebern.)

GenLt. Laubenthal geht auf Quadriga (National Guardian) ein und die Planungsabsichten mit den HSchKp. In diesem Zusammenhang nennt er auch die neue Reservisten-App…

Fragen an den General

Frage: Wie wirkt sich eine Wiederwahl von Trump aus? – Laubenthal erwartet nicht, dass die USA aus der NATO aussteigen, aber wir müssen uns als Europäer stärker bemühen. (2% Sondervermögen) Er erwartet keine „Hartruderlage“.

Frage: Ist der Regierung und der Gesellschaft die Bedrohungslage bewusst? – Laubenthal geht auf die Bundeswehr als Arbeitgeber („purpose driven“) ein. Wir sind was die Einstellungsverfahren angeht kein guter Arbeitgeber, wir machen es den Leuten viel zu schwer… wir können hier viel von der freien Wirtschaft lernen. Eine vorläufige Arbeitsplatzzusage kann man schon geben… Auch hier betont Laubenthal nochmal die Ausbildung für Ungediente und den hohen Motivationsgrad. Das stimmt ihn sehr sehr positiv. Wir müssen das noch stärker für uns nutzen. Er erlebt die große Unterstützung der politischen Mitte, beispielsweise beim Sondervermögen, Sitzungswochen im Verteidigunsausschuss – da herrscht große Einigkeit.

Wir müssen der Bevölkerung erklären was „Kriegstüchtigkeit“ bedeutet.

Frage: Wir möchten alle viel machen und sind motiviert, aber es scheitert oft… Es wird immer da sperrig, wo es Gesetzesänderungen bedarf.

Ich will Ungediente innerhalb von 7 Tagen eingestellt (Zusage) wissen.

Diese Realisierbarkeit prüft GenLt. Laubenthal gerade und lässt sich die Zahlen melden (bis Februar). Außerdem wird geprüft, wie etwaige Lehrgänge z.B. aus der Ferne gemacht werden können.

Wir haben die Reserve die letzten 20 Jahre liegen lassen. Dies wird sich sukzessive ändern.

(Es folgen weitere Fragen der über 100 Teilnehmer, welche ich nicht notiert habe.)

Frage: Auf welcher Plattform können sich Reservisten mit guten Ideen einbringen? In der App wird es Chat-Rooms etc. geben. Die zentrale Ansprechstelle ist das Kompetenzzentrum für Reservistenangelegenheiten. (Er zählt die Kontaktmöglichkeiten auf.) [Anm.d.Red: GenLt. Laubenthal scheint viel auf die neue App zu setzen! Ich bin gespannt!]

Frage: Wie können wir von anderen Ländern lernen? Finnland und Schweden. Von Finnland kann man eine Menge lernen. Die haben sich seit des Kalten Krieges nicht verändert: sie setzen zu 80% auf Reserve. Wir unterscheiden uns nicht von der Zielsetzung.

Jetzt brauchen wir die Reserve um den Krieg zu gewinnen.

Ich wünsche Leonie und Valentin alles Gute weiterhin, vielen Dank für Eure Arbeit!
Viel Erfolg und Geschick dem neuen Vorstand Lukas S. und Moritz W.!

Hattet ihr Gelegenheit dem Vortrag zuzuhören? Wie war euer Eindruck? Schreibt es in die Kommentare 😉

Hinweis
Alle Aussagen entsprechen meiner Interpretation des Gehörten. Alle Angaben ohne Gewähr.

Titelbild
© Bundeswehr/Sebastian Wilke, eigene Montage

Daniel absolvierte die Ausbildung für Ungediente 2023 in Rheinland-Pfalz und ist seitdem in einer Heimatschutzkompanie beordert. Er arbeitet als Reservistendienstleistender in einer Projektgruppe des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr und engagiert sich als einer von zwei Beauftragten der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr für die Ausbildung Ungediente. Daniel ist verheiratet und Vater von drei Töchtern.

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