Kürzlich hatte ich die Möglichkeit, Teil einer intensiven Ausbildungswoche in Augustdorf und Sennelager zu sein. Das Thema: Panzervernichtungstrupp – Panzerfaust und Granatpistole (Grapi) wirken auf ein Hartziel. Wir begannen mit einer umfassenden Einweisung in beide Waffensysteme, gefolgt von Übungsschüssen im AGSHP (Ausbildungsgerät Schießsimulator Handwaffen/Panzerabwehrhandwaffen). Das allein war schon interessant, aber der Höhepunkt war natürlich das Gefechtsschießen. Dabei ging es nicht nur darum, aus der eigenen Stellung heraus zu wirken. Es war sehr dynamisch und auf ein realitätsnahes Szenario ausgelegt.
Das Szenario: Patrouille und Panzerkontakt
Wir waren im Widder auf Patrouille, als plötzlich ein Funkspruch reinkam: Eine Drohne hat feindliche Panzer im Verantwortungsbereich aufgeklärt. Sofort wurde in den Bereich verlegt und eine 360-Grad-Sicherung aufgebaut. Die Panzerfaust wurde vorbereitet, und wir bewegten uns in Y-Formation in Richtung der letzten Deckung. Was dann folgte, war ein Lehrstück in koordinierter Panzervernichtung: der erste Schuss der Panzerfaust ging leider daneben, aber der zweite Treffer saß. Zwischenzeitlich hatten wir mit der Grapi ebenfalls Erfolg. Während sich dichter Nebel ausbreitete, wichen wir aus, immer in Verbindung mit dem Deckungselement, das uns unterstützte.
Die Nachbereitung zeigte mir nochmal, wie wichtig die Details sind: schnelle Verlagerung in neue Positionen, Feuerschutz mit dem G36Sturmgewehr und dabei den Feind (ausbootende Infanterie), immer in enger Abstimmung mit den Kameraden. Am Ende waren wir wieder am Widder und bereiteten uns auf weitere Infanteriekontakte vor.
Es war eine fordernde Übung, sowohl körperlich als auch mental. Ich war in einem der Rennen einer der beiden Panzerfaustschützen, und, wie es der Zufall wollte, war gerade in unserem Durchgang die Dienstaufsicht da – also wurde alles nochmal eine Spur intensiver. Unser Feldwebel, ein sehr erfahrener Soldat und toller Ausbilder, war entsprechend motiviert, uns richtig zu fordern.
Rückblickend bin ich sehr dankbar, dass es nicht bloß eine statische Schießübung war. Durch den Wald zu rennen, auf den Knien zu robben und gleichzeitig die Panzerfaust in Stellung zu bringen, das war eine Herausforderung für sich. Die eigentliche Panzervernichtung war dann fast schon der leichteste Teil. Viel mehr war ich damit beschäftigt, die Ausrüstung richtig zu handhaben, die Kommunikation mit den Kameraden aufrechtzuerhalten und mich an die taktischen Vorgaben zu halten.
Was mir besonders gefallen hat, war der realistische Ansatz der Übung. Es war kein stumpfes „Schulschießen“, sondern ein Szenario, das uns wirklich gefordert hat. Gleichzeitig hat es mir aber auch vor Augen geführt, wie viel noch zu lernen ist, um in solchen Situationen wirklich effizient zu sein. Und, wie könnte es anders sein: Die körperliche Fitness spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wer denkt, dass Panzervernichtung eine leichte Aufgabe ist, sollte mal mit 20 kg Ausrüstung und unter Zeitdruck durch die Heide rennen!
Die Pointe…
Diese Veranstaltung war eine Initiative des Reservistenverbandes. Dem Truppenübungsplatz ging eine mehrstufige digitale Ausbildung voraus, bestehend aus Vorträgen, einem E-Learning-Angebot und einer Simulation (Virtual Battle Space). Am besten fasst dies eigentlich das Video zusammen. In auf Seite 75 der loyal Oktober-Ausgabe kann man bereits einen kleinen Einblick vom Übungsvorhaben bekommen – ein umfangreicherer Artikel ist für die nächste Ausgabe geplant.