Man lernt nie aus – das gilt auch hier. Reservisten haben verschiedene Möglichkeiten, Wissen und Fähigkeiten zu vertiefen bzw. zu erlernen. Auch Ungediente können z.B. im Rahmen des VdRBw an Ausbildungen teilnehmen, allerdings nur an Kameradschaftsabenden und diversen Verbandsveranstaltungen (VVag) und nicht an Dienstlichen Veranstaltungen (DVag).

Eigentlich sind die komplizierten, bundeswehrtypischen Abkürzungen einfach erklärt. Man kann sich das etwas, wie ein Stufenmodell vorstellen. Verbandsveranstaltungen (VVag) stellen dabei die niedrigste Hürde da, sie können vom VdRBw für ihre Mitglieder erteilt werden. Die nächste Stufe sind Dienstliche Veranstaltungen (DVag), hier ist die Bundeswehr in der Federführung und arbeitet mit dem Verband zusammen zum Beispiel um ein Schießen für die unbeorderte Reserve zu veranstalten. Stufe 3 ist dann die Reservedienstleistung, sie sind in der Regel deutlich länger und meistens geht es hierbei um intensive Vorhaben, wie beispielsweise einen Truppenübungsplatzaufenthalt einer Heimatschutzkompanie.

V Vag

Verbandsveranstaltung

Veranstaltungen der in der Reservistenarbeit tätigen Verbände. Wichtig: Während einer VVag besteht kein Wehrdienstverhältnis. Die VVag kann auf Mitglieder einer Reservistenkameradschaft begrenzt werden – meist kann man sich jedoch auch überregional dazu anmelden. Als Verbandsveranstaltung gelten beispielsweise Neujahrsempfänge, soziales Engagement in der Öffentlichkeit (z.B. Stolpersteine reinigen, Unterstützung des Forstamtes oder Sammeln für die Kriegsgräberführsorge) oder auch Ausbildungen im Grünen mit Karte und Kompass. (Beispiele finden sich auf der Facebook-Seite der RK Karlsruhe.)

Tipp für Interessierte

Auch als Ungedienter kannst du Mitglied des VdRBw werden und dich einer Kameradschaft anschließen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann schau mal hier vorbei.

UTE

Uniformtrageerlaubnis

Die Uniformtrageerlaubnis (UTE) wird für Reservisten explizit in der Einladung (oder dem Befehl) aufgeführt. Der VdRBw kann in seinem Bereich das Tragen der Uniform bei Verbandsveranstaltungen (VVag) erlauben, wenn vorher sichergestellt ist, dass die teilnehmenden Reservisten im Besitz der allgemeinen UTE sind. Die allgemeine UTE erteilt auf Antrag das LKdo. Sie gilt z.B. für festliche Familienereignisse (Hochzeit), Veranstaltungen des Bundes, der Länder und Gemeinden bzw. Soldatinnen- Soldaten- und Reservistenvereinigungen.
Der VdRBw kann daher das Tragen der Uniform für VVag erlauben, wenn der Reservist im Besitz der allgemeinen UTE ist und die Veranstaltung vom Landesvorstand der jeweiligen Landesgruppe zur „VVag mit UTE“ erklärt wurde.
Der Vorstand der Landesgruppe legt ebenfalls fest, ob Dienstanzug oder Feldanzug zur jeweiligen VVag getragen werden darf.

D Vag

Dienstliche Veranstaltung

Dienstliche Vorhaben der Streitkräfte zur militärischen Aus-, Fort- und Weiterbildung, z.B. Schießausbildungen. Veranstalter ist die Bundeswehr. Wichtiger Unterschied zur VVag: Während einer DVag besteht ein Wehrdienstverhältnis.

R D

Reservistendienstleistung

Reservistendienste sind Dienstleistungen und Übungen, die nach Absprache mit dem jeweiligen Truppenteil von Reservisten auf Dienstposten der Verstärkungs- und Personalreserve erbracht werden.

  • Bis zu 3 Tage
  • Keine Vergütung
  • Fahrt- und Reinigungskosten
    werden übernommen
  • Wenig Anmeldungsaufwand
  • Kurzfristige Meldetermine möglich
  • Kurzfristige Meldung möglich, aber wegen Planungszwecken natürlich zeitnahe erwünscht.
  • Es reicht eine Anmeldung per Email.
  • Die per Post erhaltenen Unterlagen (Zuziehung etc.) ausfüllen und zur DVag mitbringen.
  • Unbedingt die Zuziehung zur DVag mitbringen, da dies auch dem Einlass in die Kaserne dient.
  • Die Unterlagen für die Erstattung der Fahrt- und Reinigungskosten am besten schon vorab ausfüllen und mitbringen.
  • Eine DVag trägt nicht zu den Mindestdienstzeiten für eine Beförderung bei .
  • Alle Veranstaltungen mit Schusswaffen, welche der VdRBw gemeinsam mit der Bundeswehr organisiert sind DVags.
  • DVags sind eine Möglichkeit auch ohne Beorderung zu üben.
  • Meist >3 Tage
  • Bis zu 10 Monate / Jahr
  • Vergütung in Form von
    Verdienstausgleich oder nach
    jeweiligem Tagessatz
  • Fahrt- und Reinigungskosten werden
    übernommen
  • Dienstgeld an Wochenenden und
    Feiertagen
  • Höherer Anmeldungsaufwand
  • Frühzeitiger Meldetermin (~8 Wochen)
  • Meldung per Email so früh wie möglich, spätestens zwei Monate vor Beginn der ResDL.
  • Folgende Unterlagen ausgefüllt vorab an GP Bw LKdo UstgPers HSchKp per Mail:
    • Einverständnis RDL Soldat inkl. Anlage
    • Informationsblatt Datenschutz
    • Einverständnis Arbeitgeber
  • Die per Post erhaltenen Unterlagen (Zuziehung etc.) ausfüllen und zur Übung mitbringen.
  • Unbedingt so früh wie möglich
    melden, damit die Formulare
    rechtzeitig bei BAPers eingereicht
    werden können.
  • Am besten die Formulare
    vorausfüllen und abspeichern.
    Zur Anmeldung muss dann nur
    der jeweilige Zeitraum und das
    Datum aktualisiert eingetragen
    werden.
  • Immer auf die Version achten und
    die aktuellsten Formulare
    verwenden. Die Datierung kann
    unten links auf dem Dokument
    eingesehen werden.
  • Wenn man Verdienstausgleich
    beantragen möchte, so muss die
    Arbeitgeberbescheinigung nach §5
    Abs. 1 des USG vom Arbeitgeber
    ausgefüllt werden und alle
    Unterlagen bei der USG
    eingereicht werden. (Per App oder
    per Post).
  • Früher nannte man Reservedienstleistungen: „Wehrübung“.
  • Oft wird im Sprachgebrauch auch „RDL“ zu einer solchen Dienstleistung gesagt – doch bedeutet die Abkürzung „RDL“ eigentlich „Reservistendienstleistender“ – also die Person, die den Dienst, die RD, leistet.
  • Theoretisch sind auch Kurz-RD möglich, allerdings aufgrund des hohen Verwaltungsaufwandes und den damit verbunden Kosten unbeliebt.

Unterschiede verstehen

Ein wichtiger Unterschied ist der zwischen der Ausbildung im Rahmen…

  • …der Beorderung im Beorderungstruppenteil (z.B. HSchKp, als RD oder DVag),
  • …der freiwilligen, beorderungsunabhängigen, hoheitlichen Reservistenarbeit (fast ausschließlich DVag, fast immer auf das Landeskommando/Bundesland beschränkt) und
  • …der freiwilligen, beorderungsunabhängigen, nicht-hoheitlichen Reservistenarbeit/ Verbandsveranstaltungen (ausschließlich VVag) in Verantwortung des Reservistenverbands.

Der Reservistenverband und RK können keine Ausbildung als DVag durchführen, weil es sich dabei um hoheitliche Reservistenarbeit handelt. (An DVag, der freiwilligen Reservistenarbeit, kann jeder Reservist teilnehmen, VVag können auf Mitglieder begrenzt werden.)

Militärische / Gefechtsausbildung kann nur in RDL oder DVag durchgeführt werden, nicht in VVag.

Nicht unwichtig ist auch: ohne Beorderung keine Beförderung (mehr zum Thema hier).

Was gibt es sonst noch zu wissen?

Die allgemeine Uniformtrageerlaubnis
Sie erhält eigentlich jeder, spätestens nach der Grundausbildung. Die „allgemeine UTE“ ist ein A4-Blatt das z.B. vom Landeskommando ausgestellt wurde und zum Tragen der Uniform in der Öffentlichkeit berechtigt. Selbstverständlich darf man die Uniform nur für bestimmte Aktivitäten (Details findet man dazu auf der Rückseite des Blattes) anziehen oder z.B. für die Anfahrt im Zug.

Reservistenausweis
Der Reservistenausweis kann für engagierte Reservisten beantragt werden. Beispielsweise für Angehörige einer Heimatschutzkompanie oder auch unbeorderte Mandatsträger einer Reservistenkameradschaft. Der Reservistenausweis kann z.B. an der Pforte einer Kaserne vorgelegt werden.

Truppenausweis
Der Truppenausweis, der beorderten Reservisten bzw. Soldaten vorbehalten ist, ist der Dienstausweis. Er weist den Status des Soldaten aus und legitimiert ihn zum Tragen einer Waffe, sofern er dienstlich tätig wird.

Verpflegungskarte
Die grüne Verpflegungskarte ist eine aufladbare Geldkarte und wird in den Truppenküchen zum bargeldlosen Bezahlen verwendet. Gerade in der Grundausbildung ist sie meist obsolet, da die Verpflegung „inklusive“ ist.

Zitat: „Bei einer Beorderung in einer aktiven Einheit oder bei einer Dienststelle übst du über einen bestimmten zusammenhängenden Zeitraum, je länger desto besser. Das ist für viele Arbeitstätige eben nicht leistbar, es sei denn man macht das im Urlaub, selbstständig oder hat gerade einfach keinen Job.

Der Heimatschutz besteht aus Reservisten und ist dementsprechend angepasst aber auch hier können Übungen zusammenhängend unter der Woche stattfinden und das Kontingent wird ggf. Zwischenzeitlich durchgewechselt. Hier braucht man entweder einen flexiblen Arbeitgeber oder macht das in seinem Urlaub. Ich selbst gehöre zu keiner solchen Kompanie deswegen kann ich dir hier nur das mitteilen was ich von einigen Kameraden dort kenne oder auch dort vor Ort in Gesprächen mitbekommen habe (Falls du und sie das wollen können sie dich auch für bestimmte Übungen/ Vorhaben heranziehen ohne dass du beordert bist).

Der flexibelste Weg sind die Veranstaltungen der Gliederungen des Verbandes (VVags oder DVags). Hier kannst Du entweder über die Verbandsseite deutschlandweit Veranstaltungen finden (sofern die Liste ordentlich geführt wird) und Dich zu solchen anmelden. Bei RKn und RAGn muss man sich durchprobieren. Es gibt solche, die quasi nur Stammtische machen, es gibt aber auch eben solche, die viel grüne Ausbildung machen, dann gibt es aber auch welche, die ihren Schwerpunkt mehr auf Sicherheitspolitik und Militärhistorie legen. Ich würde RKn nicht pauschal aburteilen, sondern mich einfach durchprobieren oder mich ggf. explizit für die Veranstaltungen aus der Liste des Verbandes anmelden, die mich interessieren. Weiterhin gibt es ja dann in deinem Wohnbereich auch Veranstaltungen übergeordneter Gruppen wie Kreisgruppe oder Landesgruppe.

Die Ausbildung auf solchen Veranstaltungen sind trotz Dienst (DVag) allerdings nicht nachweisfähig (Ausgenommen der Ersthelfer Alpha). Das heißt dass du sie für dich machst aber nicht auf dem Papier bekommen wirst. Auch sammelst du dort keine Übungstage für eine Beförderung und bekommst abgesehen von der Fahrtkostenerstattung und Reinigungspauschale auch kein Geld. Das muss einem dann auch bewusst sein.

Bei uns bspw. wurde regelmäßig IGF gemacht, Märsche im In- und Ausland, Ersthelfer Alpha, Sanausbildung in Zusammenarbeit mit zivilen NGOs, Rettungsschwimmer, Sportabzeichen, Gemeinsame Veranstaltungen mit der U.S.-Army und der U.S.-Navy (Marines), Sicherheitspolitische Vorträge von internationalem Fachpersonal, aber genauso auch Kameradschaftsabende, militärhistorische Exkursionen im In- und Ausland, Patenschafts“einsätze“ und vieles mehr um mal ein paar Beispiele zu nennen. Dadurch, dass viele der Kameraden im Hauptberuf verschiedene Kompetenzen haben, bringen sie diese bei den Ausbildungen auch immer mit ein, was die Vorhaben sehr bereichert (Bspw. Ärzte bei EEH und San, Polizisten bei Personen- und KfZ-Kontrolle, gerade hier wurden uns immer wieder die Unterschiede einer militärischen und polizeilichen Kontrolle aufgezeigt, Juristen, wenn Rechtsfragen innerhalb der Ausbildungen oder Veranstaltungen aufkamen, ehemalige Einsatzveteranen konnten ihre Kenntnisse aus ihren erweiterten Ausbildungen in Übungen einstreuen, usw.)

Ob und wo man allerdings eine für sich passende RK oder RAG findet ist meiner Meinung nach aber viel ausprobieren. Im Heimatschutz und in aktiven Einheiten hast du auf jeden Fall die Sicherheit dass die Ausbildung auf dem aktuellen Stand der Bundeswehr stattfindet und wie vorgegeben verläuft. Nach Bestehen hast du diese dann auch auf dem Papier sofern sie nachweißfähig ist.

Nach meinem persönlichen Empfinden ist der Umgang (im Rahmen des Dienstrechts und der soldatischen Ordnung) bei RKn relativ locker miteinander, im Heimatschutz relativ ernst, weil die Jungs das in ihrer Freizeit gerne und auch gerne sehr militärisch machen und als beorderter in einer aktiven Einheit kommt es echt darauf an wo du hinkommst. Es kann sehr ernst sein, aber auch sehr entspannt und langweilig.

Das ist und bleibt natürlich alles meine persönliche Empfindung und mein persönliches Erleben. Das können andere Reservisten und Aktive natürlich ganz anders sehen und/ oder bewerten. Wenn du wirklich hieb- und stichfeste Beratung möchtest, wende dich am besten in deinem zuständigen LKdo an den Feldwebel oder ggf. Stabsoffizier für Reservisten und parallel ans Karrierecenter. Die können dir rechtssichere Auskunft geben.“ (Quelle:Reddit)

Möchtest du deine Erfahrungen ergänzen? ✍️ Unten kannst du einen Kommentar hinterlassen!

Titelbild
© Verband der Reservisten der Deutschen Bundes­wehr e. V., Benjamin Vorhölter

Daniel absolvierte die Ausbildung für Ungediente 2023 in Rheinland-Pfalz und ist seitdem in einer Heimatschutzkompanie beordert. Er arbeitet als Reservistendienstleistender in einer Projektgruppe des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr und engagiert sich als einer von zwei Beauftragten der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr für die Ausbildung Ungediente. Daniel ist verheiratet und Vater von drei Töchtern.

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