Warum möchtest du zur Bundeswehr? Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?
Wer sich nur mal so durchs Unterholz schlagen und seine Grenzen kennen lernen will, dem kann ich die Survival Kurse von Lars Konarek, Ex-Soldat und Ausbilder bei der BwBundeswehr, empfehlen. (Vorwarnung: Die Kurse ziehen manchmal Querdenker und Apokalyptiker an, aber Lars ist ein feiner Kerl und sein Wissen ist gigantisch und praxisnah). Bitte bedenke: Die Bundeswehr ist kein Hobby – oder um es mit den Worten des Stabsoffiziers für Reservistenangelegenheiten Heisam El-Araj (LKdoLandeskommando RP) zu sagen: „kein Dschungelcamp!” – Wer also nur auf der Suche nach einem Abenteuer ist, für den gibt es sicher auch andere Freizeitangebote.
Die Vorteile
Die Tatsache, dass die Ausbildung für Ungediente parallel zum Zivilberuf erfolgen kann, ist wohl einer der größten Vorteile. In relativ kurzen Ausbildungseinheiten kann eine Art Grundwehrdienst absolviert werden.
Die Ausbildung der Ungedienten wird nicht zentral gesteuert, sondern basiert auf dem Engagement der einzelnen Landeskommandos. So mühsam und uneinheitlich die Abläufe an manchen Stellen auch sein mögen, wir sollten dankbar sein, dass es diese motivierten Soldatinnen und Soldaten gibt. Sie machen diese Ausbildung möglich! Das ist keine Selbstverständlichkeit – und ich habe selbst lange gebraucht, um das zu begreifen.
Ziel der Landeskommandos ist primär die Nachwuchsgewinnung – insbesondere für ihre Heimatschutzkompanien. Seit der Aussetzung der Wehrpflicht hat es die Bundeswehr natürlich nicht mehr so leicht, Rekruten zu gewinnen. Man könnte meinen, dass der hohe Bedarf die Prozesse beschleunigt oder vielleicht sogar dazu führt, dass einem förmlich der rote Teppich ausgerollt wird. Du wirst dich auf eine bürokratische Durchschlageübung einstellen müssen: Du wirst hinterhertelefonieren, nachhaken und dich viele Male im Kreis drehen. Hinzu kommt, dass diese Welt für dich absolut unbekanntes Terrain ist. Fachbegriffe und Abkürzungen sind an der Tagesordnung.
Supersoldaten
Am Ende der Ausbildung wirst du dich auch nicht nachts aus einem Hubschrauber abseilen oder andere Supersoldaten-Dinge tun. Die Ausbildung ist erst der Anfang. Sie ist aber auch der Aufbruch zu einer abenteuerlichen Reise in eine unbekannte Welt. „Mögen die Herausforderungen, die vor uns liegen, uns auch neue Möglichkeiten eröffnen.
Tod und Verwundung
Bist du dir darüber im Klaren? Tod und Verwundung sind Berufsrisiko, auch als Reservist.
Kanonenfutter? NEIN DANKE!
Unbezahlt? Wie doof muss man sein?
Also ich fände es jetzt tatsächlich doof, wenn sich jemand des Geldes wegen hierfür entscheiden würde. Aber mehr fällt mir zu deinem Kommentar nun auch nicht ein…
Die Bundeswehr macht einfach gute Werbung. Action, Waffen, Nahkampftraining, Survival, Fitness, Outdoor… Aufpoliert. That’s it. Über posttraumatische Belastungsstörungen usw. wird geschwiegen.
Moin Seb,
— Persönliche Meinung, wie alles was ich hier schreibe… —
Ich bin da schon bei dir, dass ordentlich in Werbung investiert wurde. Wie auch sonst könnte man die große Differenz zwischen Ist- und Sollzustand der Truppenstärke überwinden? Kontinuierlich wurde die Bw zunächst geschrumpft und spezialisiert – bis man dann festgestellt hat, dass das keine gute Entscheidung war. Jetzt setzt man auf viele kleinere Maßnahmen statt des Wehrdienstes, wie „dein Jahr für Deutschland“, „Ausbildung für Ungediente“ und andere „Schnupperkurse“ um Personal für die Bundeswehr zu begeistern.
Vermutlich musste man auch gehörig mit dem Image aufräumen bzw. es verbessern. Nicht nur bei manchen Politikern war die Bundeswehr in den letzten Jahrzehnten ein mehr oder minder „unnötiger“ Kostenpunkt den man irgendwie versucht hat zu umschiffen. Ich kenne die demografische Alterspyramide der Bundeswehr zwar nicht, aber ich denke, dass auch sie widerspiegelt, dass am unteren Ende Rekruten fehlen…
Wenn in der Werbung blutige Feuergefechte, Leid und Tod, Traumata und Albträume etc. gezeigt werden würden, dann könnte man sich diese wohl sparen – man würde wenn überhaupt dann die falschen damit ansprechen. Dennoch gebe ich dir natürlich vollkommen recht, dass ein offener und transparenter Umgang mit den Konsequenzen eines Kampfeinsatzes unbedingt erforderlich ist. Eigentlich sollte jeder, der sich bei der Bw bewirbt wissen was auf dem Spiel steht bzw. stehen kann: das eigene Leben. (Also etwas Endgültiges…!) Da das Assessment noch vor mir liegt kann ich nur mutmaßen, dass man hier eine „Belehrung“ bekommt. – Auf alle Fälle gehören die „Konsequenzen“ nicht nur ins „Kleingedruckte“.
Ziel der Werbung ist erst einmal Interessenten zu generieren die sich mit der Bundeswehr befassen und idealerweise dafür begeistern können, hiervon wird sich dann wiederum nur ein kleiner Teil bewerben.
Dieser kleine Teil wird dann wiederum (hoffentlich richtig) aufgeklärt. Von allen, welche die Werbungen gesehen haben kommt am Ende somit immerhin ein minimaler Bruchteil in der Bw an… Besser als nichts. Daher ist die Werbestrategie so für mich plausibel. – Man muss übrigens auch nicht tief graben um sich über PTBs und Co zu informieren – auch auf den Websites der Bundeswehr.
Die Bundeswehr sollte transparenter mit den Gefahren umgehen. Das ist nicht nur Krieg spielen!!!
youtu.be/yC28My35P_s
youtu.be/dVyyTzDFxVQ
Guten Abend STRiX. Vielen Dank für die Verlinkung dieser beiden Videos, sehr wichtige und gute Reportagen! Ich habe lange überlegt, was ich dir entgegnen kann bzw. was ich schreiben soll… Ein schweres Thema und vermutlich ist dieser Blog auch nicht der richtige Ort dies fachmännisch zu diskutieren. Aber ich bin froh, dass du es angesprochen hast und ich hoffe, dass auch diese Seite des Soldatendaseins im Bewusstsein der Gesellschaft ankommt.
Rede die 20 Tage [Anm.d.Red: der Grundausbildung] nicht klein und mach deine Erfahrung. Du wirst mit etwas Lebenserfahrung schon schnell rausfinden wo es dir gefällt und wo vielleicht der ein oder andere Dummschwätzer sich rumtreibt 😄