First things first… Du überlegst also, ob du dich für die Ausbildung für Ungediente bewerben solltest? – Herzlichen Glückwunsch! Bevor du nun in diesem Artikel liest, wie das Verfahren abläuft, wie ich es erlebt habe, sei gewarnt: Von dir wird erwartet, dass du (O-Ton) zäh und hartnäckig bist – und das über Monate hinweg. Sieh das Ganze als einen ersten Test, wenn du so willst, als eine Art bürokratische Belastungsprobe. Glaub mir, das macht es erträglicher, denn es wird nicht leicht und schon gar nicht schnell gehen. Also vergiss deine Erfahrungen aus der freien Wirtschaft, obwohl die Bundeswehr einen hohen Bedarf hat, wird dieser Weg ungewohnt und steinig sein…
Ich habe ein kleines Tool gebastelt, welches dir den Einstieg erleichtern soll. Beantworte ein paar Fragen und erhalte direkt die entsprechenden Antworten:
Bitte beachten: Diese Checkliste basiert auf meinem persönlichen Kenntnisstand. Es gibt jedoch immer wieder Neuerungen im Verfahren und regionale Unterschiede. Beispielsweise gibt es in Baden-Württemberg eine Informationsveranstaltung die Voraussetzung dafür ist, dass man auf die Warteliste aufgenommen wird. Andere Landeskommandos wiederum bilden aktuell möglicherweise gar nicht aus und du wirst an ein anderes Bundesland verwiesen. Bitte informiere dich daher gezielt über den Ablauf deiner Bewerbung bei deinem LKdo!
Im Folgenden habe ich für dich eine kleine Bewerber-Checkliste zusammengestellt, die dir helfen soll, die eine oder andere Hürde zu umschiffen. Bitte beachte, dass diese Liste nicht ohne die nachfolgenden Erläuterungen auskommt – und dass es in deinem persönlichen Fall Abweichungen geben kann, da jedes LKdo mehr oder weniger sein eigenes Süppchen kocht:
Checkliste für Bewerber
Weitere Informationen
Deinen Ansprechpartner findest du in dieser Übersicht. Auch gibt es die Möglichkeit direkt in eine gehobene Laufbahn einzusteigen, beispielsweise als Reserveoffizieranwärter (ROA)Reserveoffizieranwärter.
Persönlicher Einblick
Nachfolgend schildere ich, wie an vielen Stellen, meine individuellen Erfahrungen. Vielleicht ist es bei dir ähnlich… Auf meine erste E-Mail erhielt ich jedenfalls bereits am nächsten Werktag eine Antwort per E-Mail, auf die ich schon ungeduldig wartete (ja!). Doch anders als erhofft, enthielt diese bürokratische Mitteilung bereits einige Hürden. Sie hat mich übrigens auch dazu veranlasst, eine erste Basisversion dieses Blogs zu schreiben… (und das war erst der Anfang, als hätte ich es geahnt!) Wenn es „einfach einfach“ wäre, dann bräuchte man diese Seite wahrscheinlich nicht. Da ich die Nachricht des LKdoLandeskommando nicht Wort für Wort wiedergeben möchte, hier eine kurze Zusammenfassung:
Die nächste Ausbildung ist im kommenden Jahr geplant, einen Termin gibt es noch nicht.
Nach Eingang aller Unterlagen kann es acht bis zehn Monate dauern, bis der Anmelde- und Aufnahmeprozess abgeschlossen ist.
Innerhalb dieser Zeit muss ein Assessment und eine militärärztliche Untersuchung durchgeführt werden. Anschließend erfolgt eine Sicherheitsüberprüfung.
Außerdem waren der Nachricht 13 Anhänge (!) beigefügt worden, worauf ich weiter unten konkret eingehen werde.
Es wurde ein unterschriebener Lebenslauf, eine Kopie des Personalausweises und ein Schulabschlusszeugnis angefordert.
Schauen wir uns im Folgenden die einzelnen Elemente an, welche der E-Mail beigefügt waren:
Allgemeine Informationen für ungediente Reservisten
- Broschüre „Ungediente“ (Landeskommando), 8 Seiten
- Grundlegende Informationen und Anforderungen
- Beschreibung des Ablaufes
- Untersuchung und Sicherheitsüberprüfung
- Einkleidung und Empfang der persönlichen Ausrüstung
- 20 Übungstage in 2 Modulen verteilt auf 6 Monate
- Beorderung in der Heimatschutzkompanie
- Handout (in meinem Fall aus Koblenz), 25 Seiten Präsentation
- Das Zuständige Karrierecenter der Bundeswehr ist immer im Bundesland des Wohnortes. (Spoiler: das wissen wir nun, aber nicht alle am Prozess beteiligten Stellen…) Eine Übersichtskarte gibt es hier.
- Pflichten des Reservisten (§ 77 SG)
- Erteilung von Auskünften
- Meldung über den Wohnortwechsel (Erreichbarkeit sicherstellen)
- Übernahme, Aufbewahrung und Rückgabe von Bekleidung
- Mitteilung beruflicher Veränderungen (eröffnet Karrierechancen)
- Anzeige erworbener Qualifikationen (eröffnet Karrierechancen)
- Anzeigen von gesundheitlichen Veränderungen und ggf. Vorstellung
- Informationen zu Leistungen für Arbeitnehmer bzw. Selbständigen usw.
- Zuschläge nach dem 15. Tag im Reservistendienst (bzw. Sonderregelungen für Samstage, Sonntage, Feiertage und Freitage).
- Weitere Zuschläge (§§ 15, 16, 17 USG), Beispielrechnungen.
- Informationen zur sozialen Absicherung (Kündigungsschutz usw.)
- Infos zur Bestätigung von Arbeitgeberseite
- Infos zur Renten- und Arbeitslosenversicherung
- Flyer „Reservist werden“ (vom Bundesamt), Wickelfalzflyer (Stand Juli 2018)
- Allgemeine Informationen und Kontaktdaten
- Tätigkeitsfelder und Kernaufgaben
- Infos zu Veranstaltungen und Leistungen
- Broschüre „Reservist – Ihre zweite Karriere“ (Bundesamt für Personalmanagement), 28 Seiten
- Ich habe eine alte Fassung erhalten. Die neueste Version von 2022 liegt hier als PDF ab.
(Der Text scheint größtenteils identisch zu sein, lediglich das Layout wurde aktualisiert.)
- Ich habe eine alte Fassung erhalten. Die neueste Version von 2022 liegt hier als PDF ab.
- Vortrag „Ausbildung Ungediente“ (Landeskommando), 9 Seiten Präsentation
- Warum gibt es diese Ausbildung?
- Für wen ist diese Ausbildung gedacht? Die Präsentation verrät:
- Alle, die sich neben dem Beruf für unser Land engagieren wollen.
- Eine neue Herausforderung suchen.
- Kameradschaft erleben wollen.
- Was erwarten wir?
- Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung im Sinne des GG.
- Bereitschaft einen Beitrag zur Sicherheit unseres Landes zu leisten
- Motivation zur Teilnahme an den Ausbildungen/ Wille zur Aus- und Weiterbildung
- Bereitschaft zu Abstrichen in der Freizeit
- Fortführung des Engagement als Reservist auf einem Beorderungsdienstposten
- Darunter sind eindrucksvolle, durchgestrichene Bilder was man nicht möchte:
- Rambo mit Panzerfaust
- Fahnen schwenkende Reichsbürger bzw. Faschisten
- Jihadisten bzw. Extremisten
- Ablauf der Ausbildung:
- Assessmentverfahren
- Terminierung Ausbildungstermine
- Ausbildung
- Ausbildungsabschluss Soldat Streitkräfte
- Zielsetzung (eine Grafik, welche ich wie folgt interpretiere)
- bis zu 12 Monate: Information, Assessment
- bis zu 6 Monate: Ausbildung zum Soldat, Beorderung
- Ausbildungsplanung
Das Selbststudium teilt sich auf in 2 Module mit insgesamt 262 Ausbildungsstunden in den Präsenzphasen.
Anmerkung hierzu: wenn man diese Ausbildungsstunden auf die angegebenen 6 Monate rechnet, dann entspricht dies im Schnitt rund 11 Stunden pro Woche.- I.1 Unterrichte, Formaldienst, Gelöbnis
- I.2 Waffen- und Schießausbildung / Sport (IGF/KLF)
- II.1 Waffen und Schießausbildung
- II.2 Erste Hilfe Ausbildung / Gefechtsdienst
- Heimatschutzkompanie
- Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen
- Flyer: Information für Arbeitgeber (Streitkräfteamt, PDF)
Informationen zum Verfahren
- Einweisung zum Sicherheitsüberprüfungsverfahren (Landeskommando), 25 Seiten Präsentation
- Warum eine Sicherheitsüberprüfung? (Problem und Ziel, Rechtsgrundlage)
- Bundesamt des Militärischen Abschirmdienstes (BAMAD)
- Vier Stufen der Sicherheitsüberprüfung (hier relevant Stufe 1)
- Soldateneinstellungsüberprüfungsgesetz (SEinstÜG)
- Extremismus, Terrorismus, Gewaltgeneigtheit.
- Es werden diverse staatliche Register abgefragt.
- Das Überprüfungsverfahren dauert in der Regel 4-5 Wochen.
- Verfahrenshindernisse (verlängern das Verfahren auf 6-8 Wochen):
- Verweigerung der Unterschrift der Ehefrau / Ehemannes.
- Herkunft aus einem von ~30 Staaten mit besonderen Sicherheitsrisiken.
- Ehe mit einer Person aus einer dieser Staaten.
- Information zur Sicherheitserklärung, 2 Seiten
- Erst nach dem bestandenen Assessment relevant.
- Erklärung zum Download der ELSE-Software für den verschlüsselten Versand.
Beigefügte Formulare
An dieser Stelle sei angemerkt, dass zwar die Rücksendung der Formulare per E-Mail erwünscht ist, es sich aber leider nicht um interaktive PDFs mit Formularfeldern/- funktionen handelt. ++UPDATE++ Soeben hatte ich ein konstruktives Gespräch mit Stabsfeldwebel Dirk G. und freue mich, dass die Formulare inzwischen aktualisiert wurden und auch interaktiv (ausfüllbar) sind! – Mit dieser produktiven und schnellen Reaktion habe ich absolut nicht gerechnet!
- Bewerbungsbogen für den Arbeitgeber Bundeswehr
- Erklärung über Mitgliedschaft oder Verbindung zu bestimmten politischen Parteien/Organisationen/Institutionen (Anlage 1 zum Bewerbungsbogen)
- Erklärung Treuepflicht
- Datenschutzerklärung
- Verpflichtungserklärung zur Ableistung einer Reservedienstleistung
Zusätzliches Informationsmaterial aus dem Netz: Flyer: Strategie der Reserve (Bundesministerium der Verteidigung, PDF)
Anforderungen an Reservisten
Aus einer Broschüre des Landeskommandos:
„Sie bekennen sich zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes, Sie sind teamfähig, Sie haben eine gute körperliche Konstitution und den Willen zur Aus- und Weiterbildung. Darüber hinaus möchten Sie einen Beitrag zur Sicherheit unseres Landes sowie zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr leisten. Trifft das zu, sind Sie unser Mann oder unsere Frau!“
Explizit vom Landeskommando angeforderte Unterlagen:
- Verpflichtungserklärung
- Erklärung Treuepflicht
- Erklärung polit. Parteien
- Datenschutzerklärung
- Bewerbungsbogen
- Lebenslauf
- Kopie Personalausweis
- Schulabschlusszeugnis
Glückwunsch! Ich habe mich nun auch beworben und hoffe dass ich noch nächstes Jahr rein komme und anfangen kann.
Ich finde das richtig gut, Respekt 👍🏼😊
Guten Abend, Ich wollte einfach mal DANKE sagen für den Blog und natürlich den Reservistendienst!
Es müsste viel mehr Reservisten geben.
Das „Wir“ zählt!!!
Vielen Dank für diese Homepage.
Man sieht dass hier viel Arbeit drin steckt,
Viele Grüße aus Koblenz
Vielen Dank, Jörg. Das freut mich. Grüße zurück nach Koblenz, vielleicht sieht man sich bei der GA 😉