„Man ist so alt wie man sich fühlt.“ – da ist viel Wahres dran, aber leider gilt diese Lebensweisheit nicht für die körperliche Fitness. Viele Rekruten beschäftigt daher die Frage, welche körperliche Fitness sie mitbringen müssen.

Eine Liste, die genau untersucht wird, ist in dieser Zentralvorschrift der Bundeswehr (PDF)  zu finden. 

Brille

Einen Sehtest muss man nicht vorlegen, aber du benötigst so oder so deine aktuellen Werte bzw. einen Brillenpass. Dieser sieht dann wie folgt aus:

  • R: -0,25 -1,00 160° (+PD)
  • L: -0,25 -2,50 15° (+PD)

„R“ und „L“ stehen selbstverständlich für das rechte und das linke Auge. Doch bei den anderen Werten wird es nun etwas kniffliger. Die erste Kommazahl ist die „Sphäre“ bzw. SPH-Wert, er gibt an, wie stark die Linse gekrümmt ist. In meinem Fall ist sie konkav geformt, da ich kurzsichtig bin. Die zweite Zifferngruppe steht für den „Zylinder“ bzw. CYL-Wert, er korrigiert eine Hornhautverkrümmung und die Gradzahl der „Achse“ gibt schließlich die Neigung an. – Für den Fall der Fälle sei es auch noch gesagt, dass wohl eine Augen-Laser-OP mindestens zwölf Monate zurückliegen muss und die Hornhautdicke nach dem Augenlasern mind. 420 µm betragen sollte. (Mehr zum Thema Brille / Augen / Fehlsichtigkeiten in der ZDV 46/1.)

Sofern auf dem Brillenpass nicht ohnehin enthalten: auch direkt die Pupillendistanz (PD) erfragen, diese wird später für den RXCarrier (Glaseinsatz für die Schießbrille) benötigt.

Impfung

Der Impfausweis ist bei der Musterung vorzulegen. Wenn es dann langsam konkret wird und der Ausbildungsbeginn näher rückt, erhältst du ohnehin die Aufforderung zum Impfen (Tetanus, Diphtherie, Polio (IPV), Pertussis, MMR, Hepatitis A+B, Influenza (saisonal), COVID-19 und FSME). FSME sollte man so oder so nicht unterschätzen (zumindest in den Risikogebieten). Hier gibt es ein gutes Video zum Thema „Zecken“ von Oberfeldarzt PD Dr. Gerhard Dobler. Die unscheinbaren Biester sind die größte Gefahr im Wald, noch vor herabfallenden Ästen…

Bewerberinnen

Eine Leserin hat in den Kommentaren ergänzt, dass man im Anschreiben nach “sonstigen aktuellen oder zurückliegenden fachärztlichen Befundberichten bzw. Attesten” gefragt wird. Außerdem gelte für Bewerberinnen über 20 Jahren, dass das gynäkologische Attest (Nachweis für einen negativen PAP-Abstrich) nicht älter als 12 Monate sein darf. – 👍🏻Vielen Dank für deinen Beitrag!

Ärztliche Untersuchungen

Wenn du noch mehr über die ärztliche Untersuchung erfahren möchtest, dann kannst du dir meinen Bericht zum Assessmentverfahren durchlesen, hier gehe ich auf einzelne Positionen nochmals etwas genauer ein. ++UPDATE++ Etwas nachgelagert, also unabhängig vom Assessmentverfahren steht dann noch die Lärmuntersuchung an, was es damit auf sich hat bringt ein Kamerad wie folgt treffend auf den Punkt: “Die Lärmuntersuchung ist ein gewöhnlicher Hörtest, der auch von Berufsgenossenschaften gefordert wird. Da gibt es auch kein ‘bestehen’ oder ‘nicht bestehen’, sondern es wird lediglich das Hörvermögen festgestellt, damit nicht später nach dem Schießen jemand behaupten kann, dass er einen Hörschaden hat, wenn er den schon vorher hatte.”

BMI

Hier geistern die verschiedensten Informationen durchs Netz. Mein persönliches Ziel ist die Reduktion meines BMI auf 25. (In einem Video von Bulletproof Entrepreneur wird diese „25“ als Wert genannt. Sie ist, soweit ich weiß, jedoch kein entscheidender Faktor fürs KarrC, dennoch will ich die GA überleben.) Die nachfolgende Liste ist ebenfalls „ohne Gewehr“, scheint jedoch plausibel zu sein. Es kann aber auch sein, dass noch bestimmte Faktoren, wie Alter und Geschlecht eingerechnet werden.

  • Einstufung I: 19 bis 24,4
  • Einstufung II: 24,5 bis 27,4
  • Einstufung III: 27,5 bis 29,9
  • Vorrübergehend Untauglich: unter 19*, 30 bis 34,9*
  • Untauglich: über 35, unter 19**

* Es erfolgt ggf. eine Nachuntersuchung innerhalb von 12 Monaten
** Wenn eine Gewichtszunahme unwahrscheinlich ist

Im folgenden Diagramm siehst du (weil es mich motiviert, wenn es öffentlich ist) meinen aktuellen Verlauf:
Diagramm Gewichtsabnahme

Tabak

Dass Rauchen ungesund ist, darüber sind sich Wissenschaft und Gesellschaft einig. Einer Studie zufolge wirkt sich das Rauchen direkt und indirekt auf die Leistungsfähigkeit eines Soldaten aus. Selbige Studie hält jedoch auch fest, dass jeder zweite Soldat raucht (bei den Spezialkräften liegt die Quote sogar bei über 60%). Warum das so ist, hierfür habe ich meine persönliche Theorie: Rauchen hilft gegen Langeweile und hat eine große soziale Komponente. Ob beim Teilen der Zigaretten oder des Feuerzeuges – Rauchen ist ein „Gleichmacher“. In der Raucherecke kommt man mit neuen Personen ins Gespräch und erweitert seinen Horizont und sein Netzwerk. Auch kann eine Art „Club der Süchtigen“ entstehen. Eine Zigarettenpause ist ein Bonbon für die Seele. All dies sind selbstverständlich dennoch keine Gründe, mit dem Rauchen anzufangen. Rauchen ist und bleibt tödlich.

Alkohol

Du wirst auch in manchen Fragebögen gefragt werden, wie es mit deinem Alkoholkonsum aussieht. Gegen 1-2 Bier pro Woche wird gewiss keiner einen Einwand haben.

Drogen

Eigentlich muss das hier gar nicht aufgeführt werden, da es selbstverständlich ist… Der Vollständigkeit halber: du wirst nach dem Konsum von illegalen Substanzen gefragt werden und musst eine Urinprobe abgeben. (Auch will man wissen, ob du früher einmal Drogen genommen hast.)

Erfahrungsbericht

(Im Rahmen meines ROA-Assessmentverfahrens) „Man wird gewogen und vermessen, es folgen verschiedene Seh- und Hörtests und dann geht es zum Chefarzt (?). Hier wird man noch einmal kurz durchgecheckt (übrigens nicht im Intimbereich): Pulskontrolle, 20 Kniebeugen, Pulskontrolle. Ansonsten wird man abgehört und die Beine werden untersucht (was da genau gemacht wurde, kann ich nicht beurteilen). Nach einem kurzen Gespräch über eventuelle Vorerkrankungen, Drogen etc. bekommt man dann von diesem Arzt einen Bogen. Das ist die erste große Hürde und zerstört beim ein oder anderen Jungspund den Lebenstraum vom Fliegen oder ähnlichem. Der Bogen enthält viele Kreuze. Je mehr Kreuze, desto besser: Das sind die möglichen Verwendungen, für die man als tauglich befunden wird. Ich bin übrigens mit zunehmendem Alter tauglicher geworden…“

Titelbild
© Shutterstock

Daniel absolvierte die Ausbildung für Ungediente 2023 in Rheinland-Pfalz und ist seitdem in einer Heimatschutzkompanie beordert. Er arbeitet als Reservistendienstleistender in einer Projektgruppe des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr und engagiert sich als einer von zwei Beauftragten der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr für die Ausbildung Ungediente. Daniel ist verheiratet und Vater von drei Töchtern.

War dieser Artikel für dich hilfreich?

Vielen Dank!